Chile, Patagonien Carretera Austral Teil2, 4.3.-10.3.
Unterwegs auf der Carretera Austral, Patagonien…
04.03.2019 Montag/ Reisetag 135, Villa Cerro Castillo
Es sind nur 40 km bis Coyhaique, die wir am Rio Simpson entlantschlaengeln. Die Landschaft ist herrlich, das Wetter weniger. In Coyhaique staunen wir est einmal ueber den 5eckigen Zentralplatz. Alle bisherigen „Plaza del Armas“ waren quadratisch! Rund herum spielt sich das Leben ab und wir besorgen uns Bargeld und gehen Mittagessen, nach einem kleinen Rundgang.
Dann wird es spannend beim Gashaendler, der unsere Gasflasche tatsaechlich auffuellen kann. Die Prozedur lasst mich mehrfach erschaudern und ich sehe uns schon in die Luft fliegen, aber der Mann weiss was er tut und in 10 min haben wir unsere 2te Flasche wieder gefuellt.
Weiter geht es nach Sueden und hinein in die Berge vom Nationalpark Cerro Castillo. Kurz vor dem Ort Cerro Castillo bleiben wir bei einem neuen Campingplatz mit sehr jungen Betreibern stehen. Er hat fest installierte Zelte auf seinem Grundstueck, welche sich gut vertauet dem patagonischen Wind entgegenstellen. Erstmals haben wir einen Aufenthaltsraum mit Wintergarten, in dem wir den Abend mit einem Glas Wein verbringen. Draussen ist es kalt und der Wind ist recht stramm, so dass es am Dach und an den Fenstern karrt und klappert!
05.03.2019 Dienstag/ Reisetag 136, Puerto Tranquillo- Café La Nutria
Leider geht die warme Dusche nicht, aegerlich bei den Temperaturen! Aber wir lassen es dennoch ruhig angehen und ich wechsle sogar noch den Ersatzreifen wieder auf die Stelle vom letzten Platten, da wir recht guenstig stehen. Dann fahren wir los und bewundern erst noch eine archaeologische Besonderheit in der Gegend, die „Las Manos de Cerro Castillo“. Das sind Felsenmalereien die mindestens schon 3000 Jahre alt sind und sich unter Felsvorspruengen befinden, die damals wohl als Unterschlupf gedient haben moegen. Die meisten Abbildungen zeigen Haende, kleine und grosse. Die Bedeutung wurde noch nicht entschluesselt, aber es gibt weitere Felsmalereien, die bis zu 10.000 Jahre alt sind in der weiteren Umgebung. Die Fundstelle wurde hier sehr gut aufgearbeitet und mit Schautafeln und einem befestigtem Weg versehen. Interessant, wenn man bedenkt, dass die Jaeger und Sammler vor dieser Zeit sich auch hier schon mit Wind und dem Wetter auseinandersetzen mussten!
Auf dem Weg nach Sueden hoert nun der asphaltierte Weg der Carratera Austral auf und wir haben weitere 120km Piste vor uns. Diese ist zunaechst ganz gut, wird aber deutlich schlechter, so dass wir nur noch langsam vorrankommen. Zwischendrin sehen wir wieder Radfahrer, die sich abmuehen und wir werden von Motorradfahren ueberholt. Die sehen wir ein wenig spaeter wieder, einer hat einen Satz in den Strassengraben gemacht. Wir halten an und bieten Hilfe an. Sie schaffen es gerade so, im Graben noch 20m weiter zu fahren und dann wieder rauszukommen. Es ist keinem etwas passiert und der Biker atmet erst mal durch! Leider alles im stroemenden Regen. So kommen wir in Puerto Tranquilo an und schauen uns erst mal bei den Touranbietern fuer die Marmorhoelen um. Bei dem Wetter macht das ja wohl keinen Spass. Wir werden angesprochen, um fuer morgen eine Tour zu buchen. Ich frage zurueck, wie das Wetter wird und bekomme zur Antwort: „ so wie heute!“
Na toll, wollen wir wirklich eines der Highlights in Patagonien im Regen besuchen? Nein, vielleicht wird das Wetter uebermorgen besser und daher buchen wir erst mal gar nichts.
Die Stadt sieh auch nicht sehr einladend aus und so entschliessn wir uns noch 20km ein Tal hochzufahren zum Campingplatz und Restaurant La Nutria. Wir werden von Ricardo Senior empfangen und auf dem Platz eingewiesen. Wir stehen unter grossen Bauemen nahe den Duschen und dem Aufenthaltsraum. Besonders hier ist, das jede Partei ihr eigenes Bad bekommt, also kann man ein paar Sachen da lassen. Derzeit sind wir aber eh die einzigen Gaeste.
Da es immer noch heftig regnet, finden wir uns sehr bald im Cafe wieder, wo uns Ricardo selbst gebackenen Kuchen kredenzt. Der alte Bullerofen tut seinen Dienst und staemmt sich erfolgreich gegen die klamme Kaelte.
Dann lernen wir Ricardo Junior kennen, dem das Cafe gehoert. Er und sein Vater haben das vor 3 Jahre hier alles allein aufgebaut!
Wir bleiben und essen noch einen Burrito zu Abend, bevor wir uns dann in unseren Camper zurueckziehen. Die Heitzung laueft die ganze Zeit und es regnet und regnet. So extrem hatten wir das auf der gesamten Reise noch nicht!
06.03.2019 Mittwoch/ Reisetag 137, Puerto Tranquilo
Obwohl es die ganze Nacht geregnet hat stehen wir nicht komplett unter Wasser. Das Grundstueck von Ricardo entwaessert sehr gut und wir koennen uns nun auch ohne Regen hier ohne Probleme bewegen. Ricardo junior ist so nett und gibt mir noch 1,5 Stunden lang Tips, da er die ganze Region schon mehrfach mit dem Motorrad gefahren ist. Ich mache einen Plan fuer die verbleibenden Tage und die Sehenswuerdigkeiten, die auf dem Weg liegen. Noch passt alles, mal schauen wie es ausgeht.
Das Wetter ist nun besser und wir brechen auf, um noch ein wenig das Tal zu erkunden, was uns wegen einer Strassensperre nicht gelingt. Erst im Oktober wurde die Strasse durch einen Erdrutsch verschuettet und zwar so heftig, dass sich nun oberhalb der Verschuettung ein See gebildet hat. Mittlerweile gibt es einen Bootstransfer an das andere Ufer, damit man auch weiterhin die Gletscher oben im Tal besuchen kann. Den See haetten wir uns gern einmal ageschaut.
So fahren wir dann wieder dieses wildromatische Tal hinunter. Steile Berge zu beiden Seiten, Fluesse und Baeche (und Wasserfaelle) ueberall und Waelder zwischen den abgelegenen Farmen. Einige der Farmer haben hier nicht mal ein Auto! Wenn sie irgendwo hin muessen nehmen sie das Pferd, abgfahren! Handyempfang Fehlanzeige!
In Puerto Tranquilo buchen wir fuer morgen eine Fahrt zu den Marmorhoehlen, weswegen wir ja hier in der Gegend ausgeharrt haben. Alle Wettervorhersagen sagen besseres Wetter fuer morgen und die kommenden Tage voraus!
Mit Blick auf den See gehen wir dann lecker Lachs futtern in einem Restaurant mit Tischen im 1. Stock mit Panoramascheibe, toll!
Kurz noch ein paar Dinge einkaufen und dann ab zum Campingplatz.
07.03.2019 Donnersstag/ Reisetag 138, Marmorhoehlen, Lago Grande, Cochrane und Camping Las Nadis
Selten muss uns ein Wecker aus dem Schlummer holen, aber heute schhon, denn um 9Uhr legt das Boot ab zu den Marmorhoehlen. Erstmals ziehen wir alles was wir haben uebereinander an, denn draussen sind es bloss 4 Grad! Also lange Unterhose, Hose und Regenueberhose. Zwiebellook auch oben entsprechend.
ABER, die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos, wir freuen uns uber die Entscheidung gewartet zu haben. Mit einer Schwimmweste betreten wir wenig spaeter dann das Boot. Es ist ausgebucht, gut dass wir gestern schon reserviert hatten. Der See ist sehr blaugruen und wir duesen in flotter Fahrt die ersten Kilometer ueber die wellige Oberflaeche. Es ist kalt und Wasserspritzer sorgen fuer eine weitere Erfrischeung. Dann kommen wir in ruhigem Wasser an die Hoehlen und es sieht fantastisch aus. Unser Kaptain faeehrt sogar in sehr kleine Hoehlen rein und erklaert und den Entstehungsprozess dieser besonderen Felsformation.
Wir koennen nur staunen ueber die Vielfalt der ausgewaschenen Strukturen, die wir zu sehen bekommen. Die Kamera im Anschlag mache ich hunterte von Bildern!!!
Wir sind immer noch ganz eingenommen von der tollen Erfahrung, als wir bei El Burrito ankommen und feststellen mueesen, dass wir schon wieder einen Platten haben. Ernuechterung macht sich breit, aber da wir direkt bei einer Tankstelle geparkt haben pusten wir den Reifen noch ein wenig auf und fahren dann zu einer nahegelegenen Werkstatt. Der Meister ist auch sofort fuer uns da, denn wir sind seine ersten Kunden. Einmal muessen wir nicht den Ersatzreifen wechseln, denn der gute Mann bockt El Burrito an Ort und Stelle auf und schnappt sich das rechte Hinterrad. Kurz darauf kommt die Diagnose: Eine Schraube steckt im Reifen, wieder mal Pech gehabt. Aber nach 30Minuten sind wir wieder fahrbereit. Wieder mal Glueck im Unglueck, denn die naechsten 150km Piste warten nun auf uns.
Am Lago General entlang koennen wir unseren Blick nicht von diesem tiefblauen Wasser abwenden. Hinter jeder Biegung ergibt sich ein weiterer fantastischr Ausblick, wir halten haeufig an, um das festzuhalten.
Wir fahren extra noch ein paar Kilometer in Richtung Chile Chico, um den herrliche Anblick zu geniessen. Am Ufer machen wir Mittagspause und geniessen die Szenerie.
Patagonien zeg sich von seiner schoenen Seite und obwohl wir Kilometer um Kilometer auf der Piste zureucklagen wird es nie langweilig. Die Landschaft aendert sich staendig. Erst geht es am Seeufer entlang, dann wieder in die Berge, dann wieder am Ufer eines resenden Flusses entlang. Wir bekommen nicht genug von dieser Landschaft. Einem Tipp von Nacho folgend landen wir beim Camping Nadis. Es ist eine abgelegene Farm, die wir nur ueber eine enge Haengebruecke erreichen koennen. Die ist so schmal, dass ich die Spiegel einklappen muss, damit wir durchpassen. Susi geht auf der Bruecke vorneweg und weist mir die Richtung…unheimlich!
Dann werden wir herzlich von Lillis Ehemann einem (ehemaligen) Gaucho empfangen und er weist uns auf dem Campinggelaende ein. Der ist ein Traum, denn wir stehen auf einer Wiese mit Blick auf die umliegenden Berge und Gletscher. Dennoch ist ein Haus fuer die Gaeste gebaut worden, was Kueche, Duschen und Toiletten beherbergt. Die Kueche ist so gross, dass sie auch als Aufenthaltraum dient, wieder mit einem alten Bollerofen beheizt. Eine Famlilie mit 2 kleinen Kindern haben sich hier fuer ein paar Tage eingenistet.
Draussen gibt es noch eine Huette mit einem riesigen Kamin, den wir dann in Betrieb nehmen und diesen wunderbaren Tag mit einem Glas Wein zu beschliessen!!!
08.03.2019 Freitag/ Reisetag 139, Las Nadis
Mit Sonnenschein werden wir geweckt und draussen ist es wolkenlos und windstill. Ich nutze die Gelegenheit und starte die Drohne und mache ein paar tolle Aufnahmen. Wir bleiben heute hier und lassen uns von dieser einmaligen Umgebung gefangen nehmen. Der ausgedehnte Spaziergang zum Rio Baker und am Ufer entlang laesst uns wieder einmal staunen ueber diese Landschaft. Bei den Bergen hinter dem anderen Flussufer stuezt ein Wasserfall den steilen Berg hinab, darueber sehen wir ein Stueck Gletscher blaeulich schimmer. Wir haben Begleitung in Form eines Hundes, der uns auf Schritt und Tritt folgt, den gesamten Spaziergang lang. Am Nachmittag kommt die Hausherrin Lilli und wir koennen heute noch ausreiten. Das lassen wir uns nicht entgehen und wenig spaeter sind wir mit ihr auf der Pferdekoppel, um 3 der 15 Pferde einufangen, damit diese gesattelt werden koennen. Wir bekommen noch Helme und lederne Wadenschoner und schon sitzten wir auf den Pferden und reiten im wilden Galopp in den Sonnenuntergang. Stopp, ganz so war es dann doch nicht. Lilli reitet im Schritt vorne weg und unsere Pferde gehen hinterher, wir brauchen eigentlich gar nichts zu machen. Das ist fuer uns als blutige Anfaenger auch ganz gut so. Sobald mein Pferd mal in den Trab verfaellt, schiebe ich schon mittlere Panik, weil ich das Gehopse auf dem Sattel nicht richtig ausgleichen kann. Wir machen eine schone Rundtour um die Landereien, stehen an Flussufern, bewundern hunterte von Schafen. Staendige Begleiter unserer Equipe sind die 4 Hofhunde. Nach 2 Stunden tut mir bereits mein Allerwetester weh, tja ungewohnte Bewegungen!
Auf der Pferdekoppel spriessen etliche Champinons, die wir flugs einsammeln und unserer Pfanne zufuehren. Beim kochen kommt Patrick (schweitzer Familie) und laed uns ein, gemeinsam mit ihnen zu Abend zu essen, denn er hat einen riesigen Lachs gefangen. Den groessten teil davon hat er Lilli gegeben, damit sie es einfrieren kann. Den Rest wollen wir dann in die Pfanne hauen. Gemeinsam mit den Kinden essen wir den frischesten Lachs, den man sich vorstellen kann, einmalig! Wir verbringen einen netten Abend mit Wein und Spielchen mit den Kindern.
09.03.2019 Samstag/ Reisetag 140, Nationalpark Patagonia
Wieder erwartet uns ein traumhafter Tag, aber nun muessen wir langsam weiter. Entsetzt sehe ich, dass der frisch reparierte Reifen wieder an Luft verloren hat. Also raus mit dem Kompressor und einmal aufpumpen, damit der wenigstens bis in den naechsten Ort haelt. Bis zur Hauptstrasse schlaengeln wir uns wieder den verwunschenen Pfad entlang und ueber die enge Haengebruecke. Dann geht es 40km zuruck nach Cochrane und direkt zum Reifenmeister. Der hat Mittagspause, wir sollen in 2 Stunden wiederkommen…also erst mal Tanken und Mittagessen. Dann ist der Meister fuer uns da und mit einiger Frustration muessen wir feststellen, dass der Reifen genau an der Reparaturstelle von vorgestern undicht ist. Das ist nochmal eine neue Dimension unserer Reifenpannen, zweimal das gleich Loch flicken lassen! Aber der Meister ist fit und bald koennen wir wieder auf die Piste.
Nun geht es noch 15km die Strasse nach Norden und dann biegen wir in die Berge ab, Richtung Nationalpark Patagonien und Paso Roballo, wo es dann nach Argentinien geht. Am Parkeingang steht ein grosses Informationscenter, was unter anderem ein Museum beinhaltet. Sehr beeindruckend, wie das aufgezogen wurde. Die Gruender des Parks (Familie Tompkins) habe ganze Arbeit geleistet. Seit 2018 ist der Park nun ingegliedert worden in die Chilenischen Nationalparks und damit wieder zuruck an die chilenische Bevolkerung gegangen.
Ungefaehr 25 km weiter ist ein Campingplatz, der auch von Nationalpark betrieben wird. Es ist ein toller Plazt an einem Flusslauf und direkt beim Platz gehen Wanderwege in den Park los. Wir geniessen die untergehende Sonne, die ihre warmen strahlen auf die Bergreucken gegenueber sendet.
10.03.2019 Sonntag/ Reisetag 141, Nationalpark Patagonia, Argentinien – Lago Pasados
Absolute Stille empfaengt uns am Morgen. Das ist sehr ungewoehnlich, denn sonst sind Hunde, Haehne und Voegel die Begleiter des Morgens. Hier im Nationalpark gibt es keine dieser Tiere, und die anderen Camper sind auch noch still! Die Sonne beleuchtet das Tal genau in die andere Richtung, als gestern zu Sonnenuntergang, einfach toll.
Statt weiterzufahren beschliessen wir, im Nationalpark noch eine Wanderung zu machen. Erst geht es fast 2km durch die Steppe, dann erklimmen wir in einem Seitental die ersten Steigungen, immer den wilden Bergbach neben uns. Als wir nach einer Stunde einen wunderbare Blick ins Tal zuruck haben, ist das unser Umkehrpunkt.
Mittags geht es dann weiter bei milden 24 Grad auf der Piste Richtung Argentinien. Wir hatten gehofft, dass die Piste besser ist, aber wir kommen durch die Wellblechpiste nur langsam vorran. Die Landshaft ist toll, die Strasse schlecht, dafuer werden wir an der Grenze jeweils in 5min abgefertigt, absoluter Rekord!
Die Landschaft aendert sich nun in Argentienien, die Strasse leider nicht! Die Berge werden wieder roetlich und sind unbewachsen. Keine Baeume und Straeucher mehr am Wegesrand, nur Steine und braunes Steppengras.
Viele Kilometer weiter erreichen wir den ersten Ort, Posada, der sich aber als recht ausgestorben erweist. Also fahren wir weiter bis zum See, da koennen wir am Ufer dann wild campen. Da dieser Sonntag bei ueber 30 Grad auch die Einheimischen an den Strand lockt, sind wir zunaechst nicht allein. Das aendert sch aber mit zunehmendem Wind, der immer kraeftiger vom See her blaest und alle Strandgaenger sandstrahlt! Wir haben Zuflucht hinter einer kleinen Duene gefunden und benutzen El Burrito zudem als Windschutz, so koennen wir bis Sonnenuntergang draussen sitzen, im Tshirt!!